Die Weite der Landschaft, der Wind und die Wolken erinnern stark an Schottland. Kein Wunder: auch dort haben sich Kelten niedergelassen.
55. Etappe: Vilaserío - Dumbría (32 km, 9,5 Std.)
Diese Etappe des Camino Finisterre versetzt die Pilgersleute gedanklich bisweilen nach Schottland. Die hügelige Landschaft erinnert an die Highlands, Ginster und Buschwerk tun das Ihre. Zudem vermitteln Stauseen den Eindruck von Lochs. In einem Satz: das ist Ur-Galicien.
Von Vilaserío geht’s munter dahin, mehr oder minder eben bis leicht ansteigend. Die Etappe beginnt sich dann wie ein Strudelteig zu ziehen, wenn es in Richtung Hospital geht. Nomen est Omen: hier stand also einst ein Pilgerspital oder so was ähnliches. Man wandert durch ein schönes Tal, immer den Río Xallas im Blick in Richtung Hospital. Denn da ist die Abzweigung des Weges: links geht’s nach Finisterre, quasi die Diretissima. Rechts nach Dumbría und weiter nach Muxia.
Vorher kommen die Pilgersleute noch in den zweifelhaften Genuss des Anblicks eines Eisenwerkes, das vor sich hinraucht und hinstampft. Und - bei miesen Windbedingungen - auch noch eine Prise für die Nase abgibt. Aber in Hospital ist der Spuk vorbei und bei einem großen Kreisverkehr geht’s für mich rechts.
Von hier an geht's bergab, was den doch etwas beanspruchten Pilgerfüßen einigermaßen entgegenkommt. Obwohl es hier entlang der Straße weitergeht, (man könnte auch auf einem Waldweg gehen, der für mich aber nicht wirklich gut ausgesehen hatte) ist es ein genüsslicher Abstieg in Richtung Dumbría. Einige Kilometer vor dem Ort wird’s dann vollends romantisch: der uralte Weg führt durch regelrechte ‚Hohle Gassen‘ abwärts. Und in Dumbría stehen die verdutzten Pilgersleute urplötzlich vor einem hypermodernen Gebäude: eine riesige Sportanlage mit angeschlossener Pilgerherberge. Gestiftet vom Gründer des Modelabels ZARA, hab ich mir sagen lassen. Vielleicht hatte der Mann ein schlechtes Gewissen, beuten doch auch sein Textil-Gierkonzern Menschen in der 3. Welt aus. Und so hat er eben seiner Heimatgemeinde etwas hingestellt, was sein - hoffentlich - schlechtes Gewissen beruhigen sollte, nehm' ich mal an.
Die noble, hochmoderne Pilgerherberge in Dumbría
Einige lächerliche Kilometer noch...
Der Regen kommt und geht...
Schottland-Gefühle kommen hoch.
Links die Diretissima, rechts Muxia.
Santiagokreuz mit typischer Kirche
Die Herberge ist auch innen 'gestylt'...
Horréo mit Eingangstür.
Typisches Landschaftsbild dieser Etappe
Das Tal des Río Xallas
Die 'Hohle Gasse' vor Dumbría
Die Kirche von Dumbría
...wie auch die Informationen top sind.