Die Semana Santa: Zamoras religiöser Ausnahmezustand
Ich lag in meiner Etappeneinteilung goldrichtig. Am Karfreitag 2017 befand ich mich quasi plangemäß in Zamora. Was ich nicht erwartet hatte: die Menschenmassen. Sie bewegten, ja schoben sich an diesem Tag durch die Stadt. Selbst zu Fuß war ein Durchkommen nur mit äußerster Mühe verbunden. Menschen aus dem ganzen Land trafen sich um die weltberühmten Prozessionen der 17 Confrades, der Bruderschaften schweigend mitzuerleben. Die Stadt befindet sich an diesem Tag im religiösen Ausnahmezustand.
Es sind für unsere mitteleuropäische Augen dramatische Auftritte dieser Bruderschaften, die den Höhepunkt der Karwoche bilden. Trommeln hallen den ganzen Tag dumpf durch die Stadt. Musik der verschiedenen Musikkapellen irrt wiederhallend durch die Stadt und vermischt sich zu einem grandiosen Ganzen. Und die Farbenpracht der Gewänder tut das Ihre, diese stundenlangen Umzüge zu einem echten Erlebnis werden zu lassen.
Die sogenannten ‚Costaleros‘ in ihren spitz zulaufenden, kegelförmigen Hüten, deren Verlängerung in Form eines Tuches mit zwei Augenschlitzen auch das Gesicht verhüllt, werden von Musikkapellen, Trommlern, Kreuz tragenden Menschen begleitet. Jede Bruderschaft hat ihr eigenes Gewand mit bestimmten Farben und Emblemen. Darüber hinaus wird von etwa 50 Mann eine Plattform mitgetragen, auf der künstlerisch gestaltete Figurengruppen Szenen aus der Bibel darstellen. Eine Kunstform, die vor allem in Zamora immer noch große Bedeutung hat.
Die vor allem in Andalusien, der Extremadura und Kastilien gepflegten Bräuche der Karwoche haben in Zamora eine wahrhaft uralte Tradition, die ins Jahr 1273 zurückreicht. Die Umzüge der Semana Santa gehören also sicher zu den renommiertesten in Spanien.
Ich hatte lange recherchiert, was denn diese Hüte der Costaleros, also der Vermummten, bedeuten und weshalb das deren Gesicht unsichtbar ist. Diese Vermummung geht offenbar auf ein Verbot eines Papstes im 14. Jahrhundert zurück. Er hatte die damals übliche öffentliche Sühne der Menschen in der Karwoche verboten und all jenen eine Exkommunikation angedroht, die das trotzdem machen. Also verkleideten sich die Büßer und zogen seither unerkennbar durch die Städte. So konnten sie auch nicht exkommuniziert werden.
Eine gute Übersicht über die Semana Santa in Zamora, über Bruderschaften, Bedeutungen, Hintergründe und Zusammensetzungen der Bruderschaften gibt eine - allerdings in Spanisch abgefasste - Seite auf Wikipedia. Im Übersetzungsmodus sollte sie trotz der automatischen Übersetzung doch einigermaßen lesbar sein.