Mérida: eine römische Zeitkapsel in Westspanien
Vor dem Diana-Tempel lässt es sich hervorragend Tapas samt Wein genießen.
Mit der Fähre setze ich nach Santa Maria über.
Ein Eiskeller nahm in Mérida das Eis für den Sommer auf.
Büste eines Mannes im Museum von Mérida
Die Büste dieses Mannes umgibt eine Art 'adelige' Aura.
'Backstage'-Wandelgänge des römischen Theaters.
Erhaltene Reste der Römerstraße in der Altstadt von Mérida.
Christliche Symbolik Santiagoschwert auf einer Stele in Westgotenmuseum.
Santa Eulalia samt 'Hornito', der aus den Resten eines Mars-Tempels gebaut wurde.
Was mich in dieser Stadt wahrhaft fasziniert? Ich weiß, es klingt trivial: Ehrlich gesagt es ist der Umstand, dass ich Kaiser Augustus quasi Aug' in Aug' gegenübergestanden bin. Und zwar in einem der grandiosesten Römermuseen, das ich je besucht habe. In jenem von Mérida. Es hat meinen zweitägigen Aufenthalt in der Hauptstadt der Extremadura sehr geprägt. Denn das Gefühl, einem Abbild des berühmtesten aller römischen Imperatoren gegenüber gestanden zu sein, hat mich bei der Besichtigung der vielen Sehenswürdigkeiten Méridas nicht mehr losgelassen.
Augustus war es nämlich, der 25 v. Chr. mit Bedacht den Befehl zum Bau der Stadt erteilte. Hier, in Hispanien sollten ausgediente Legionäre, die Veteranen, angesiedelt werden und nicht in Italien. Denn von ihnen konnte in Krisenzeiten immer Gefahr ausgehen. Wenn sie weit weg logierten war das allemal besser. Er lockte sie mit der Versprechung in die Extremadura, dass sie wesentlich mehr Land erhielten als anderswo im römischen Reich. Das Experiment gelang. Es entstand die Stadt Emerita Augusta und fungierte als die Hauptstadt Lusitaniens. Ruck-Zuck wurde denn auch mit dem Bau der heute noch bestehenden Brücke über den Guadiana-Fluss begonnen.
Besonders wichtig für jede Römerstadt waren indes die Zentren der Unterhaltung und Zerstreuung. Kein Wunder, dass bereits 10 Jahre nach der Stadtgründung mit dem Bau des Theaters und weitere 8 Jahre danach mit dem Bau des Amphiteaters begonnen wurde. Beide Bauwerke liegen nebeneinander und sind heute noch in ihrer ganzen Dimension zu bestaunen.
Die große Kunst der römischen Baumeister ist in Mérida allgegenwärtig. Aber wie die Römer es schafften, ihr Trinkwasser aus dem etwa 5 1/2 km entfernten Flüsschen ‚Las Pardillas’ zu beziehen, macht ihr Können vollends zur Kunst. Da musste vorher eine Staumauer errichtet werden, um das Wasser des Flüsschens zu sammeln, das seither den Propserina-Stausee bildet. Der größte Stausee des antiken Rom außerhalb Italiens. Das größte Aquädukt Méridas quert das letzte Flusstal vor der Stadt in 25 m Höhe und endete in einem Wasserreservoir an der höchsten Stelle von Mérida: Los Milagros.
Das Museum gehört wie gesagt zu den großen Sehenswürdigkeiten an der Via de la Plata. Mir hat es vor allem eine Sammlung aussergewöhnlicher Marmor-Büsten angetan. Es wurden nämlich nicht nur solche von Kaisern und Imperatoren gefunden sondern auch von ganz normalen Bürgern. Und wer diese Büsten näher betrachtet stellt zweierlei fest: sie sind mit großem künstlerischen Können gefertigt und derart lebensecht dargestellt, dass man glaubt, sie lebten. Insgeheim rätsle ich immer noch, wem die Darstellungen ähneln. Unglaublich, dass ein Konterfei 2.000 Jahre später noch so wirklichkeitsgetreu vorhanden ist.
Als die Westgoten die römische Herrschaft in Mérida beendeten machten auch sie die Stadt zur Hauptstadt ihres Königreiches. Damit beließen sie der Stadt jene kulturelle Bedeutung, die ihr zustand. Im 6. Jahrhundert schlug auch das Christentum endgültig seine Wurzeln in Mérida und die Heilige Eulalia wird seither als Patronin der Stadt verehrt. Sie war zu Zeiten Diocletians verfolgt worden und starb den Märtyrertod. Die Basilika "Santa Eulalia" dokumentiert die enorme historische und künstlerische Bedeutung dieses Platzes, an dem westgotische, byzantinische und römische Kunst besichtigt werden kann.
Einen Niedergang erlebte die Stadt während der maurischen Zeit. Eines der letzten sichtbaren Zeichen ihrer Herrschaft ist der Alcazar, dessen Mauern unmittelbar nach der Römerbrücke himmelwärts streben. Erst als Alfons IX. 1230 die Stadt im Rahme der Reconquista zurück eroberte, begann die politische Erholung der Stadt.
Seit 1983 ist Mérida Hauptstadt der autonomen Region Extremadura. In den letzten Jahren ist die Stadt - verdientermaßen - zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt worden. Seither ist sie zu einer der attraktivsten touristischen Städte Südwestspaniens geworden.
Was Pilgersleute in Mérida unbedingt sehen sollten:
1. Das "Museum für römische Kunst" in Mérida. Hier erhält man einen Überblick über die imperiale Vergangenheit der Stadt.
2. Das römische Theater und Amphitheater sind 'Pflichtprogramm'.
3. Die Basilika "Santa Eulalia" und die Ausgrabungen in der Krypta.
4. Das Westgotische Museum im einstigen Santa-Clara-Kloster, nur wenige Meter vom Traian-Bogen und der Plaza España entfernt.
5. Der Traian-Bogen
6. Der Diana-Tempel.
7. Den Alcazar.
8. Los-Milagros-Aquädukt. Dieses Bauwerk passiert man auf der nächsten Etappe von Mérida nach Alcuéscar wie den Prosperina-Stausee mit der original römischen Staumauer.
Lukullisches: Gebratenes und geschmortes Lammfleisch, Kaninchen nach Mérida-Art, Triguero-Spargelrührei, Gazpacho und Gerichte mit Fisch.
60 Bögen auf insgesamt 792 m Länge: die Römerbrücke von Mérida.