Die Zisterzienserabtei "Santa Maria La Real de Osera", der 'Escorial Galiziens'.
49. Etappe: Ourense - Mosteiro de Oseira (34 km, 10 Std.)
Diese Etappe begann für mich mit einer Überraschung, mit der ich am Camino Sanabrés nie und nimmer gerechnet hätte. Nämlich mit dem steilsten Anstieg der gesamten Tour. Denn ich wählte von zwei Möglichkeiten, die die Pilgerführer vorgeben jene, die via Chachaxúas zum Cima da Costa führt. 21 Prozent Steigung sind kein Lercherl nicht.
Aber dann wird’s schön, gemütlich und entspannend. Wir pilgern auf der alten Königsstraße zwischen Ourense und Santiago. Wie wichtig und befahren sie einst war wird sich im Laufe dieser Etappe einige Male in aller Deutlichkeit zeigen.
Die nächste Überraschung wartet schon. Es ist die ‚Pausenstation Caesar‘ in Cima da Costa. Ein pensionierter Buslenker bietet hier den Pilgern Kaffee und Wasser an und hat selbstverständlich einen eigenen Stempel für den Pilgerpass. Ich war baff erstaunt, als er mir erklärte, wie er die Fernpassstraße in Tirol mit seinem Bus befahren hat, deren Details er noch schilderte. Ein feiner, wirklich gastfreundlicher Mensch, bei dem man gerne eine Pause nach dem Steilhang einlegt.
Die nächste Sehenswürdigkeit ist nicht weit: die Ponte Mandras. Diese mittelalterliche Brücke war ein wichtiger Übergang im Zuge des Warenverkehrs auf dieser Strecke. Brücken wie diese waren einst von größter Wichtigkeit. Heute scheint sie nicht mehr jene Pflege zu genießen, die solchen Brücken eigentlich zukommen müsste. Wie auch immer, uns Pilgersleute hält sie grad noch aus.
Cea, auf einer Anhöhe gelegen, ist ein liebenswürdiges Städtchen mit einer ganz besonderen Vergangenheit. Bereits im 13. Jahrhundert wurde es nämlich erstmals urkundlich erwähnt. Das ‚Pan de Cea‘ - ein rustikales Brot aus Weizenmehl im Holzofen gebacken ist berühmt und zählt zu den besten Broten der Welt. Und offenbar belieferte man damals das Kloster in Oseira damit. Das Brot musste ich verkosten. Ich suchte die letzte Bäckerei, die dieses 'Brot von Cea' noch auf die althergebrachte Weise im Holzofen herstellt auf, die allerdings etwa 1,5 km außerhalb des Ortskernes liegt. Das Brot selbst: wahrhaftig eine Meisterleistung der Brotbackkunst.
Von Cea aus ging es dann durch dichte Wälder und ausgefahrene Wege, in denen noch die Spurrillen der mittelalterlichen Karren verewigt sind, nach Oseira. Ich bin der Ansicht, dass dies immer der Weg der mittelalterlichen Pilgersleute war, die sich ja nach Kirchen und Klöstern am Weg orientierten. Es geht jetzt durch dichte Wälder, die sich vor Oseira quasi ‚lüften‘. Das Kloster selbst ‚erscheint‘ erst kurz vor dem Erreichen. Ein bemerkenswertes Gebäude in dieser Einöde, das auch als galizischer Escorial bezeichnet wird.
Wir bezogen in der klösterlichen Herberge Quartier und besichtigten anschließend die Abtei unter der Führung des Abtes. Der erfreut war, dass ich aus Tirol stammte, denn Wilten und Stams sind jeweils Zisterzienserabteien, die der Abt kannte.
Tipps und Informationen
Wasser für die Etappe: 1 Liter, Bars am Weg.
Essen: In Cea das Pan de Cea kosten.
Herbege in Oseira: Die Herberge in Zisterzienserabtei ist den Umständen entsprechend einfach.
Spezialtipps: In Cea ein original 'Pan de Cea' kaufen. Die Bäckerei befindet sich etwa 1,5 km vom Ortszentrum entfernt. Der Klosterladen in Oseira verkauft einen exzellenten Schafkäse!
Ein heftiger Anstieg am frühen Morgen
In Cima de Costa
Caesar beim Stempeln des Credentials
Die letzte Bäckerei des 'Pan de Cea'
Die alte Trasse des Weges nach Oseira
Die Kirche der Abtei
Die riesigen Gänge in der Abtei
Der Blick 'hinunter'
Die Raststation von Caesar
Die wild verwachsene Ponte Mandras
Am Scheitelpunkt der Etappe
Schwere Karren, tiefe Spuren
Der Eingangsbereich von Oseira
Das Kloster in seiner ganzen Größe