Eine 'berühmte' Gerade auf dem Camino Sanabrés: Die 3,5 km lange, bolzengerade Strecke zwischen Val de la Rosa und Faramontanos de Tábara
38. Etappe: Granja de Moreruela - Tábara (26 km, 7,5 Std.)
Links nach Orense, rechts nach Astorga
...wird den Pilgersleuten das geboten.
Der Blick auf den Ricobayo-Stausee
In Faramontanos de Tábara
Inschrift an der Kirche zu Tábara
Tábaras berühmte, romanische Kirche
Ich frage mich schon mein ganzes Leben lang, weshalb Städte über die Jahrhunderte hin wieder zu Dörfern und Dörfer zu Städten werden. Und weshalb geistige Zentren urplötzlich aufhören zu existieren und nahezu spurlos aus der Geschichte verschwinden. Klar, Kriege und Verwüstungen sind ein Grund dafür. Aber weshalb zum Beispiel Tábara, das Ziel dieser Etappe, bereits im 9. Jahrhundert ein nicht nur für damalige Verhältnisse riesiges, geistiges Zentrum war, von dem heute so gut wie nichts mehr übrig geblieben ist, erscheint mir rätselhaft. Ein Zeuge dieser hochgeistigen Vergangenheit ist erhalten. Und zwar in Form einer der berühmtesten Handschriften, die es in Spanien gibt: dem Beato de Tábara, um 970 entstanden und im damaligen Kloster verwahrt.
Diese Etappe ist eine Genussetappe. Ich hatte das Glück, sie am Ostermontag 2017 zu absolvieren, also den Osterspaziergang auf diesem ersten Teilstück des Camino Sanabrés zu absolvieren. Zuerst geht’s auf einen Höhenzug hinauf, um zum Ricobayo-Stausee zu gelangen. Nach der Überquerung der Brücke über den Río Esla startet eine kleine Bergtour auf einen Aussichtshügel. Hier sind gute Schuhe von Vorteil. Und von oben hat man dann einen genialen Überblick über den Stausee und die Tierra del Vino. Hügelauf-hügelab geht’s weiter, bis die Ebene von Tábara ins Blickfeld gerät. Die wiederum wird von bolzengeraden Straßen durchzogen, vermutlich ist es sogar die Trasse der alten Römerstraße.
Faramontanos de Tábara ist ein liebenswürdiges Dörfchen mit einem guten Café vis a vis der Kirche. Und von hier aus braucht man noch rund 2 Stunden nach Tábara, wo ich dann in einem Hotel abgestiegen bin. Ich wollte wieder einmal im eigenen Bett und ohne jegliches Schnarchkonzert meiner Pilgerbrüder und -schwestern nächtigen.
Apropos Tábara. Schon beim Erreichen des Ortes sticht einem der massive romanische Kirchturm ins Auge. Die Kirche steht auf den Grund-mauern des von den Mauren zerstörten Klosters San Salvador und wurde 1157 errichtet. Das Kloster selbst wurde im 9. Jahrhundert von San Froilán gegründet, der offenbar auch die Gründung des ursprünglichen Benediktinerklosters in Granja de Moreruela betrieben hatte.
Nahezu unglaublich klingt die Dimension dieses Taberianischen Klosters: Um das Jahr 1000 lebten hier 600 Nonnen und Mönche. Und in einem Skriptorium des Klosters fand man jene Handschrift, die in westgotischer Schrift und mit reichhaltigen farbigen Abbildungen zu einer der schönsten und wertvollsten Schriften zählt: der Beato de Tábara. Er machte den Ort berühmt. Nächste Etappe
Tipps und Informationen
Wasser für die Etappe: 2 Liter, da keine Bar auf den ersten 15 km.
Pilgerherberge in Tábara: im Ortszentrum
Herbergen-Bewertung: Keine Bewertung, weil ich im Hotel nächtigte.
Hier ginge es links zur Zisterzienserabtei
Die Brücke über den Rio Esla
Und dann wird's flach
Kurz vor Tábara
Das uralte, romanische Portal der Kirche
Das Stadtzentrum von Tábara