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Cádiz, die Perle des Südens

Cádiz ist ein würdiger Beginn der Pilgerreise nach Santiago de Compostela und Finisterre. Die Stadt strahlt eine wohltuende Noblesse aus und ist darüber hinaus ein kulinarisch-kultureller Brennpunkt im südlichen Andalusien.

 

Cádiz ist eine der ältesten, vielleicht sogar die älteste Stadt Westeuropas. Die Phönizier entdeckten die damals noch existene Insel und den wunderbar gelegenen Naturhafen, der ihren Absichten sehr entgegenkam. War das handelnde Seefahrervolk doch auf der Suche nach Edelmetallen und brauchte einen sicheren Hafen als Zwischenstation auf dem Weg nach Cornwall. Denn dort gab es das viel gefragte Zinn, das gemeinsam mit Kupfer zu Bronze legiert wird und eine ganze Menschheitsepoche prägte, die Bronzezeit. Und ja, die Phönizier beherrschten genau diesen Handel. Das ging solange gut, bis die Karthager die Stadt übernahmen. Und die wurden wiederum von den Römern vertrieben, die leidige Geschichte mit der totalen Zerstörung Karthagos ist ja bekannt. Wobei ein Detail interessant ist: Julius Caesar höchstpersönlich verlieh der Stadt das Stadtrecht, weil Cádiz im Kampf zwischen Caesar und Pompejus auf Seiten Caesars gestanden war. Schon damals spekulierten die Gaditanos (so werden die Bewohner von Cádiz genannt, abgeleitet vom Gründungsnamen der Stadt Gadir) gar nicht schlecht.

 

Das römische Cádiz wurde dann im 5. Jahrhundert von den Westgoten überrannt und zerstört. Und diese wiederum hatten 711 den einfallenden Mauren zu weichen. Auch die Wikinger ließen sich hier blicken, machten sich aber keine Freunde: sie plünderten und verwüsteten Cádiz 844. Bis schließlich 1262 die Christen die Stadt wiederum den Mauren abjagten. 

 

Der steile Wiederaufstieg von Cádiz begann als Hauptstapelplatz im Handel mit den neuen Kolonien nach der Entdeckung Amerikas. Von Puerto de Santa María aus (auf der anderen Seite der Bucht von Cádiz gelegen) startete Kolumbus sogar seine zweite Reise 1493 in die Neue Welt. 

 

Wo viel Licht ist fällt auch viel Schatten. Aufgrund des Reichtums wurde die Stadt nun zum Ziel englischer Freibeuter. Der berühmteste dieser Raub- und Mordbuben war der von Elisabeth I. von England höchst-selbst geförderte Francis Drake. Er zerstörte 1587 die im Hafen liegende spanische Flotte. Einige Jahre später plünderten die Engländer Cádiz und äscherten sie auch gleich noch ein. 

 

Eine neue Blütezeit brach Anfang des 17. Jahrhunderts an, als Cádiz an Stelle Sevillas zum Mittelpunkt des spanischen Überseehandels wurde. Das ließ die Engländer nicht ruhen. Sie schickten 1797 Admiral Nelson nach Cádiz der die Stadt erfolglos bombardierte. Nelson wurde einige Jahre später seine Aggressionen in Trafalgar los, etwas weiter südlich von Cádiz. Er versenkte die französische Flotte und machte einen Englandfeldzug Napoleons unmöglich. Der Amiral bezahlte sein Tun allerdings mit dem Leben und wurde - in einem vollen Rumfass haltbar gemacht - als Leiche nach England zurück gebracht. In dem von den Franzosen belagerten Cádiz tat sich allerdings von 1810 an etwas Grandioses: hier wurde die erste liberale spanische Verfassung ausgearbeitet. Dann wurde es wieder ruhiger um die Stadt. 

 

Für Schlagzeilen sorgte sie nochmals, als der spanische Faschistenführer und Massenmörder Francisco Franco und seine Henkersknechte den Hafen dazu nützen, ihre Mordbrigaden von Afrika nach Spanien zu transportieren um einen grausamen Bürgerkrieg zu entfesseln.

Man würde es ja kaum glauben, aber die Region von Cádiz ist heute noch regelrecht ‚englisch durchsetzt‘. Damit meine ich nicht die Sprachkenntnisse der Einheimischen. Cádiz war für die Engländer einerseits als Hafen jahrhundertelang von äußerster Bedeutung. Und dann kamen da noch die Adeligen auf den Geschmack, als sie sich am Wein im Dreieck Jerez de la FronteraSanlúcar de Barrameda und El Puerto de Santa María labten. Dem Wein gaben sie in Anlehnung an ‚Jerez’ die Bezeichnung ‚Sherry’. Und dem verhalfen sie dann auch zur Weltgeltung. Weshalb? Die Briten lieben süße, wenn’s geht sogar gewürzte Weine. Die Sherry-Traditionsmarken 'Sandeman', Osborne, Williams and Humbert verraten die Herkunft ihrer Protagonisten in aller Offenheit.

 

Heute ist Cádiz eine sehr noble, schöne und vor allem freundliche Stadt, in der man es nicht versäumen sollte, einige Sehenswürdigkeiten zu genießen:

 

Die Kathedrale von Cádiz: Der Dom ‚zum Heiligen Kreuz‘ wurde erstmals im 13. Jahrhundert anstelle des alten Bischofspalastes erbaut. Ihr heutiges Aussehen verdankt der riesige Bau von Änderungen im 17. Jahrhundert und der damit verbundenen Überbauung im baroc-ken Stil. In der Krypta befindet sich das Grab des wohl berühmtesten Sohnes der Stadt, des Komponisten Manuel de Falla, einer der beiden Türme der Kathedrale (Torre Poniente) kann bestiegen werden.

 

Torre Tavira: Der Torre Tavira war im 18. Jahrhundert der offizielle Wachturm von Cádiz. Neben privaten Wachtürmen, die man allethalben in der Stadt sieht war der Tavira mit seinen 45 Metern der höchste in Cádiz. Don Antonio Tavira war der erste Wächter des Turmes. Seine Aufgabe war es, ankommende Schiffe aus Amerika anzukünden. Heute ist der Turm durch seine Camera Obscura bekannt. 

 

Das archäologische Museum von Cádiz mit seinen Funden aus der phönizischen und römischen Vergangenheit. Aber auch Malerei des 16. Jahrhunderts bis in unsere Tage. Werke von Zurbarán, Murillo und Miró warten darauf, auch von Pilgersleuten entdeckt zu werden.

Die Kathedrale von Cádiz

Die Kathedrale von Cádiz.

Der Blick vom Tavira-Turm auf die Stadt.

Das monumentale Postgebäude von Cádiz erinnert wehmütig an alte Zeiten.

Der Marktplatz von Cádiz ist ein Treffpunkt der Gaditanos.

Die zwei berühmten Sarkophage von Cádiz aus der phönizischen Zeit 

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